Eine besondere Zeit

Gesperrt

Wir ahnten lange nicht, dass und in welchem Ausmaß uns Corona betreffen würde – und werden wahrscheinlich auch noch eine Weile damit beschäftigt sein. Während sich immer mehr tagtäglich verändert, richten wir uns ein. Im Homeoffice, vielleicht mit gleichzeitiger Kinderbetreuung – und mit eingeschränkter Bewegung à la #stayhome.

Natürlich gehen auch mir dazu viele Gedanken durch den Kopf. Und weil ich mein Kopfkino gerne schreibend verarbeite, starte ich das, was ein Blog ursprünglich ausmacht: Ein Web-Tagebuch, ein Web-Log. Heute also Teil 1.

„Bleibt bitte zuhause“

Letzte Woche Donnerstag fand bei uns im Büro die entscheidende Besprechung statt. Die Corona-Fallzahlen stiegen plötzlich merklich an, und das seltsame Gefühl verstärkte sich. Wir beschlossen, aufs Homeoffice umzuschwenken. Nur eine Notbesetzung hält im Büro die Stellung – danke dafür, liebe Kolleginnen!!

Freitag und Montag hatte ich zwei Urlaubstage, aber am Dienstag stieg ich offiziell ein in das, was Tausende anderer Menschen seit dieser Woche ebenfalls machen: Von zuhause arbeiten. In meinem Fall tatsächlich sehr unkompliziert: Als Social-Media-Managerin arbeite ich sowieso zu einem großen Teil online. Und unsere Büro-Infrastruktur ist seit einem Jahr ebenfalls vernetzt und darauf ausgerichtet, Homeoffice machen zu können.

Wir riefen neben unserer sowieso stattfindenden Telefonkonferenz noch ein, zwei weitere ins Leben. Das klappt alles sehr gut. Natürlich fehlt der reale Austausch, die Begegnung im Büro. Doch auch dafür werden sich Wege auftun, da bin ich sicher. Die „Social coffee break“ wird irgendwie stattfinden.

Die Stunde der Soziophobiker*innen

Als eher introvertierter Mensch freue ich mich ja oft, mich mal zurückzuziehen und meine Ruhe zu haben. Alleine zu sein. Das tun, wozu ich gerade Lust habe (wie jetzt: schreiben!). Die „Umstellung“, von zuhause aus zu arbeiten, stellt für mich tatsächlich fast mehr eine Belohnung dar. Nein, nicht, weil ich meine Kolleg*innen hasse, im Gegenteil. Wir sind ein tolles Team und ich arbeite sehr gerne dort.

Sondern weil ich meine Zeit selber einteilen kann. Weil ich nicht täglich zwei Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen muss. Weil ich morgens vor der Arbeit Zeit für eine Yogaeinheit finde, und ich, wenn es gut klappt, zum Meditieren komme. Diese Dinge fallen sonst aus Zeitgründen meist morgens weg, und ich starte etwas unausgeglichen in den Tag. Das ist nun anders.

Tatsächlich merke ich: Sogar meine Kopfschmerzen nehmen ab. In schlechten Zeiten besuchen sie mich oft mehrmals die Woche – das ist deutlich weniger geworden. Faszinierend, oder?

Introvertierte Menschen tanken Kraft, indem sie sich zurückziehen. Extrovertierte dagegen unternehmen etwas, um ihre Batterien zu laden.

Das war tatsächlich ein „Learning“ in meinem Leben. Mir war früher nie klar, warum andere mir so viel leistunsfähiger schienen. Sich nach einem anstrengenden Tag noch ins Abendvergnügen stürzen konnten. Um am nächsten Tag frisch wie der junge Frühling wieder am Tisch zu sitzen. Nein, ich zweifelte da eher an mir.

Bis ich lernte: Das geht introvertierten Menschen so. Wir brauchen Rückzug. Ruhe. Zeit für und mit uns selbst.

Nun also Homeoffice – und die Aufforderung, möglichst zu Hause zu bleiben. Nach einer Woche kann ich sagen: Läuft. Allerdings benötige ich natürlich auch Bewegung an der Luft, und das tägliche Spazierengehen muss sein. Hier am Stadtrand ist das aber auch kein Problem. Wir sind schnell auf dem Feld oder im Wald, ohne ständig anderen Menschen zu begegnen.

Wie bei vielen Paaren besteht die Herausforderung auch bei uns darin, sich abzusprechen. Wer arbeitet wo, wer nutzt das Telefon, wann wollen wir etwas kochen? Zum Glück kommen wir uns räumlich nicht in die Quere, und mein Mann kann weiterhin den ganzen Tag Musik hören bei der Arbeit – ich könnte dabei nicht denken. Und wir reagieren auch unterschiedlich auf das „bleibt zuhause“. Ich muss nicht einkaufen, das darf der Gatte erledigen – der sich freut, mal rauszukommen.

Nur nicht zwanghaft werden

Heute besuchten wir den Wochenmarkt, um einige frische Lebensmittel zu kaufen. Und ich gebe zu: Nur weil ich eh etwas soziophob bin, heißt das nicht, dass ich entspannt bin. Im Gegenteil: Ich muss aufpassen, am Ende dieser Quasi-Quarantäne nicht komplett soziopathisch zu sein. Vor jedem Mitmenschen auf der Straße erschreckt zu Seite zu springen. Das mag zwar hilfreich sein, um eine Ansteckung zu vermeiden. Sollte aber nicht ausarten.

Um nicht durchzudrehen, hilft, wie schon erwähnt, Bewegung. Spaziergänge an der frischen Luft, gerne bei Sonnenschein. Seit einer Weile spielen wir ja „PokemonGo“, und haben supergute Ausreden, um wiedermal zur (leeren) Grundschule zu laufen oder zum (leeren) Sportplatz. Das ähnelt dem Gassigehen, nur ohne Hund.

Bewährt hat sich auch mein Online-Sportstudio. Das nutze ich schon seit Jahren, mal mehr und mal weniger regelmäßig, zumal ich inzwischen auch ein reales besuche. Das schloss allerdings letzte Woche auf unbestimmte Zeit. Daher also „RückenFit“ und „MorningMobility“ auf der Decke. Ich kann es nur empfehlen: Man fühlt sich je nach Programm wirklich durchgearbeitet. Ich liebe darüber hinaus Stretchings, insbesondere nach Stunden am Schreibtisch und gegen Verspannungen und Kopfschmerzen. Ein Zimmer weiter erlebt auch unser Trimmfahrad einen neuen Frühling.

Positives Fazit nach Woche 1

Gestern sagte ich zu meinem Mann: „Eigentlich genieße ich das Homeoffice“. Ich kann nämlich nach meinem eigenen Biorhythmus arbeiten. Anfangen, wann es passt, und das aufgrund wegfallender Fahrtzeiten ins Büro oft sogar früher beginnen als sonst. Eine Mittagspause einschieben und kochen (das mache ich sonst gar nicht), und nachmittags eine Runde spazieren gehen. Für mich entspannter und besser strukturiert als Bürotage.

Persönlich und auch gesundheitlich geht es mir bisher also gut. Ich merke aber auch, dass ich immer noch die aktuellen Meldungen und Entwicklungen aufsauge. Auch wenn man das „eigentlich nicht tun“ sollte, sondern sich, so Experten, lieber zweimal am Tag gezielt informieren soll. Das verursacht dann gerne ein wenig Kopfkino. Denn natürlich gibt es Schwachstellen im System: die alten Eltern. Notwendige Fahrten, zu denen die U-Bahn genutzt werden müsste. Oder schlicht: der Zufall. „Was ist, wenn…?“

Das alles hilft nichts. Wir müssen da durch. <3

Hochsensible Konferenzplanung

Die re:publica19 steht an: „Europas größte(r) Konferenz zu dem Themenkomplex Internet und Gesellschaft“, wie Markus Beckedal von netzpolitik.org schreibt. Als internetaffiner Mensch, der sich sehr gerne digital bewegt und auch dort arbeitet, eigentlich ein „Muss“. Für jemanden, der hochsensibel ist, eigentlich ein „No Go“, oder sagen wir es positiv: „eine Herausforderung“.

Da ich ab morgen in Berlin dabei sein werde, will ich euch heute einen Überblick geben, wie hochsensibel und Konferenzbesuch zusammenpassen.

Vorfreude

Das Internet ist bunt und vielseitig, die Trends wechseln schnell, und überhaupt: Themen auf oder für eine Konferenz wie die re:publica gibt es genug. Als hochsensible Scannerin (was das ist, habe ich hier aufgeschrieben) liebe ich neue Reize. Die Vorfreude auf die Konferenz ist daher groß. Die „Szene“ sagt gerne: Die re:publica ist das Klassentreffen der Digitalgemeinde. Inzwischen wohl eher „der Kirchentag“, so groß ist der Besucheransturm inzwischen.

Mitten drauf, soll so. Na gut.

Wenn im November die Anmeldemöglichkeit für die re:publica startet, kribbelt es also auch bei mir jedes Mal. Oft ist also die Vorfreude groß – manchmal steigt die Nervosität allerdings, wenn der Termin da ist.

Mir hilft es, dann einige Punkte zu beachten, um mich quasi zu „schützen“ und genug Filter einzubauen. Denn hochsensibel zu sein, heißt: Durchlässiger für Reize zu sein als viele andere Menschen.

Warum bin ich als HSP dabei?

  1. Eine Konferenz ist eine Konferenz. Soll heißen: Ich besuche kein dreitägiges Seminar, an dem ich mich beteiligen muss. Sondern darf mich entspannt in einen Vortrag setzen. Muss mit niemandem reden, wenn ich nicht will.
  2. Live dabei ist besser als im Stream oder „nur“ auf Twitter & Co. Auch wenn man kaum die Möglichkeit bekommt, tatsächlich mit (mehr oder weniger bekannten) Vortragenden selber zu sprechen, ist der Besuch vor Ort gut. Die Stimmung, die Atmosphäre, die positve Energie, die manche Vortragende erzeugen, kommt live einfach besser rüber.
  3. Vernetzung: Ja, doch, das geht. Man trifft immer irgendjemanden, den man kennt. Bei meiner letzten re:publica trank ich deshalb mehrere Kaffees mit Menschen, mit denen ich sonst nicht persönlich zusammentreffe – hauptsächlich aufgrund der großen geografischen Entfernung. Sich dann persönlich statt digital auszutauschen, ist super, und ich freue mich drauf!
  4. Themenvielfalt: Auch wenn das Motto dieses Jahr „tl;dr“ ist – die Vielfalt an geplanten Vorträgen ist riesig. Ich kenne das schon: Oft merke ich nach der Konferenz, dass ich ganze Themenkomplexe komplett verpasst habe. Dieses Jahr liegen weitere Schwerpunkte z.B. auf Urheberrecht, Datenschutz, Künstlicher Intelligenz – aber bei über 600 Vorträgen insgesamt fällt die Auswahl schwer. Ich muss also weglassen und mich entscheiden können.

Was ist wichtig?

  1. Platzwahl: Als HSP mag ich ja große Mengen nicht soo gerne. Ich setze mich daher gerne auf Plätze am Rand bzw. am Gang – oder ganz in der Mitte, wo weniger Leute sitzen. Das verschafft mir (innere) Freiräume. Überfüllte Räume meide ich – mich stört die Enge dann tatsächlich mehr als ich es genieße, gerade noch reingekommen zu sein.
  2. Pausen einplanen und zulassen.Der Kopf kann irgendwann nicht mehr, und gerade als HSP saust es dann im Gedankenkarussell. Es hilft mir dann nicht, mich in die nächste Session zu setzen. Zum Glück gibt es irgendwo immer eine ruhigere Ecke. Dieses Jahr ist das Gelände größer, aber ich bin zuversichtlich: Ich finde etwas zum Chillen. Klasse hört sich dieses Mal das Bücherzimmer an!
  3. Etwas zu trinken mitnehmen – eine Flasche Leitungswasser habe ich immer dabei, um zwischendurch einen Schluck trinken zu können. Oft sind die Kioske voll, und man steht die Pause nur an. Das muss nicht sein. Und auch das belegte Brot habe ich meist dabei. Dieses Jahr gibt es allerdings einen Foodcourt – ich bin gespannt, was der so bietet.
  4. Weggehen. Klingt seltsam, hilft aber. Das Ticket gilt drei Tage, daher ist es kein Problem, einfach eine Stunde spazieren zu gehen. Um dem Gewusel auf dem Konferenzgelände zu entkommen, wirkt das Wunder. Entspannt und aufnahmebereit kann ich dann zurückkehren.
  5. Organisation der Unterkunft und des Aufenthalts: Außerhalb der Konferenz fühle ich mich wohl, wenn ich vorab weiß, wie und wo ich wohne und mich dann dort entspannen kann. Ich buche daher gerne entweder ein Hotel, dessen Ausstattung ich kenne, oder – wie dieses Jahr – ein Apartment. Dort habe ich die Möglichkeit, mich selbst zu verpflegen: Abends noch einen Tee kochen, morgens Stullen schmieren für den Tag und nicht schon zum Frühstück andere Menschen treffen. Und hier ziehe ich mich am Ende des Tages zurück. Ein großes Rahmenprogramm kommt für mich sowieso nicht infrage… 😜
  6. Ausklingen: Meist hänge ich noch ein paar Tage in Berlin nach der Konferenz ran. Ich habe einige Jahre in Berlin gewohnt und mag es, dort wieder zu sein. Außerdem gibt es immer interessante Ausstellungen, Theater, Sehenswürdigkeiten, die ich noch nicht kenne. Miniurlaub also!

Morgen geht’s los, und ja, ich bin etwas nervös. Reisen halt… aber es ist eine positive Freude. Ich werde versuchen, meine Eindrücke auf Instagram oder hier im Blog festzuhalten, und euch ein HSP-Konferenz-Update zu geben.

Ach, und seid ihr auch da? 😉

(Logo oben: (c) re:publica19)

Sogar die Katzen sind müde

Kater | schokofisch.de

Neujahr. Im Fernsehen läuft das Neujahrskonzert – eine Tradition. Ich schaue es regelmäßig, obwohl ich kein ausgesprochener Walzerfan bin. Aber es passt zum Neujahrstag und hat dieses leicht angestaubte Wiener Flair. Plüschpolster in einem Wiener Café, „eine Mélange bitte!“

Neujahr fühle ich mich immer etwas verkatert, obwohl ich quasi keinen Alkohol trinke. Trotzdem ist Silvester ja für Hochsensible auch eine Herausforderung. War das Feuerwerk bei euch auch lauter und intensiver als die Jahre zuvor? Während meine Katzen schon ab dem Nachmittag, wenn die Knallerei losgeht, leichte Panik schieben, wird es mir tatsächlich erst um Mitternacht zu viel. Gestern war ich das erste Mal gar nicht draußen, was auch damit zu tun haben mag, dass direkt vor unserer Tür eine Gruppe Jugendlicher von der Party nebenan das neue Jahr begoss und beknallte. Irgendwann hatte ich die Idee, meine geräuschreduzierenden Kopfhörer aufzusetzen! Das war gut.

Eigentlich wäre ich fürs Wegfahren: Irgendwo ans Meer, wo kein Feuerwerk stattfindet. Das funktioniert leider wegen der Katzen nicht – vielmehr: Ich möchte die Katzen nicht alleine lassen. Und immerhin war unserer einer Kater, der sich sonst eigentlich nur unters Sofa verzieht, sehr tapfer und ließ sich sehr gut beruhigen – ohne Sofa.

Kater | schokofisch.de

Was mir an Silvester noch auffiel: Für mich ist das längst nicht so bedeutungsbeladen wie Weihnachten. Weder stellt dieser Tag für mich den „ultimativen Partytermin des Jahres“ dar, wie ich neulich las, noch werde ich da Jahresend-sentimental (wie mein Gatte). Einmal, vor 10 Jahren oder so, „feierte“ ich tatsächlich einmal alleine – das war tatsächlich auch nicht wirklich toll, aber ganz anders, als an Weihnachten allein zu sein (und die Familie zu „verraten“).

Gestern gab’s also gutes Essen mit Freunden, die aber (um wegen der Knallerei noch nach Hause zu kommen) vor Mitternacht wieder gingen. Wir schauten später noch nette Konzerte im Fernsehen. Und ich war spät im Bett.

Passt alles, um sich heute „wie an Neujahr“ zu fühlen. Schon als Kind nahm ich diesen Tag als etwas seltsam wahr. Ein Tag wie in Zeitlupe, man bewegt sich noch langsam. Schon damals lief im Hintergrund das Neujahrskonzert, und man war etwas müde. Eine Auszeit.

Ich gebe mich heute also der Katerstimmung hin und warte ab, wie 2019 so wird. Und plötzlich scheint mir die Sonne durchs Fenster mitten ins Gesicht…


Zerbrechlichkeit

Weihnachten | schokogiraffe.de

Über Weihnachten sind wir mal wieder überfordert? Jede hochsensible Person wird hier vermutlich JA schreien – oder? Für mich bringt dieses Fest auch noch eine andere Herausforderung mit: den inneren Druck.

Vielleicht verändert sich Weihnachten mit den Jahren ja wirklich immer mehr: Der gefühlt immer größere Konsumwahn, der Zwang zur Optimierung, die hohen Erwartungen. Die Weihnachtsmärkte breiten sich immer stärker aus, und man kann kaum noch einen Schritt in der Innenstadt setzen, ohne dass man vom Duft gebrannter Mandeln und Pilzpfannen verfolgt wird. Brr.

Mir sind es zu viele Menschen auf einen Fleck. Ich suche mir Strategien: Routen, auf denen keine Weihnachtsmärkte liegen. Oder ich stärke mich besonders, um mich an einem Nachmittag bewusst ins Chaos zu stürzen, anschließend aber auch wirklich alles erledigt habe.

Sandwich-Generation

Das klappt angesichts des inneren Drucks leider weniger gut. Dieses Jahr war insgesamt nicht so einfach bei uns: Die Eltern werden zusehens älter, ihre gesundheitlichen Probleme nehmen zu. Auch die Kinder kommen mit ihren „Paketen“ an Fragen und Problemen daher.

Wir sind „dazwischen“. Ich möchte allen gerecht werden, mich um alle kümmern, allen helfen, alles soll gut werden. Aber zu lernen gilt: Das geht nicht. Ich kann nicht alle Probleme lösen. Schon gar nicht die der anderen. Die Kinder müssen lernen, selber Verantwortung zu übernehmen – und verstehen: Wenn sie das nicht tun, verändert sich nichts. Und die Eltern müssen lernen, auch mal Hilfe anzunehmen. Mit der Kraft umzugehen, die ihnen bleibt. Sich einzulassen. Bei der (noch-) Kriegsgeneration nicht einfach, denn sie haben gelernt, sich durchzubeißen, hart zu sein. Und Gefühle werden selten zugelassen.

Mich zerreißt das gerade etwas. Schwer, für sich selber zu sorgen, wenn es anderen nicht gut geht. Ich komme mir hart vor, brauche eine Schale, eine Schutzhülle um mich herum, um ihr Leid oder ihre Sorgen nicht zu sehr an mich herankommen zu lassen. Weil ich daran sonst selber irgendwann kaputt gehen könnte. Ich kann nicht aufhalten, dass meine Eltern irgendwann einmal sterben werden… Ein Gefühl der Machtlosigkeit.

Weihnachten | schokogiraffe.de

Wir rutschen auf

Mich verunsichert ihr Älterwerden auch insofern, als dass ich selber mein eigenes Alter spüre. Bis vor – sagen wir: zehn Jahren war das nie ein Thema. Man lebt ins Leben hinein. Aber irgendwann erwischt es einen, und vielleicht ist gerade das Altern der Eltern dieser Punkt. Man rückt plötzlich auf, übernimmt mehr Verantwortung. Kinder rutschen nach. Ich darf und kann nicht mehr unbedarft im Leben stehen, sondern bin plötzlich in der Verantwortung. Ups, ist das nicht genau das, was ich von den Kindern erwarte? Mist…

Ich weiß keine Lösung. Sehe nur, wie ich mich, wie andere sich zerreiben zwischen den Generationen, und mit sich selber nicht im Reinen sind, zu kurz kommen. Auch die Alten sind das übrigens nicht. Es ist so schwer, sich von den Erwartungen frei zu machen – den eigenen, aber auch denen der anderen. Leichter kann ich das bei denen, mit denen ich nicht direkt verwandt bin, aber umso schwerer bei meinen Eltern – oder mir selber.

Ein Bedeutungsverlust

Weihnachten verliert angesichts all dessen für mich an Bedeutung. – Total seltsam, diesen Satz zu schreiben! Erinnere ich mich doch an viele schöne und für mich auch bedeutungsvolle Weihnachtsfeste. An denen die Geburt des Kindes oder das Lichtwerden eine wichtige Rolle spielten. Musik und Gottesdienst. Das Treffen mit Freunden spätabends am Heiligen Abend, vielleicht sogar noch mit dem Discobesuch danach. Dieses Jahr galt es eher, den Heiligen Abend einigermaßen glatt über die Bühne zu bringen, was mit ein paar kleineren Schrammen auch gelang.

Aber der Zauber ist verschwunden, und mein innerer Zauber aus dem Takt. Mir fehlt der Kirchbesuch in der Nacht – hier gibt es das nicht, und ich bin zu müde, um abends noch irgendwo hinzufahren. Als ich in Schweden lebte, fiel tatsächlich Schnee im Dezember. Zusammen mit der längeren Dunkelheit verlieh er dem Advent, dem Luciafest und schließlich dem Weihnachtsfest eine ganz andere Bedeutung: Es wurde hell!

Heute ist Weihnachten der Versuch, es allen so schön wie möglich zu machen. Unter Einbeziehung der jeweils persönlichen Lasten, die jeder mitbringt. Und das gelingt eben „nur so mittel“. Seltsam, dann froh zu sein, wenn es vorbei ist und alles wieder in einen Normalzustand übergeht.

Was täte ich, wenn ich frei von allem Weihnachten feiern könnte?

Tagträume

schauen | schokogiraffe.de

Es ist heiß, der Tag ist lang und hat 24 Stunden. Manche Tage scheinen viel länger zu sein als andere – zum Beispiel, wenn ich im Homeoffice arbeite. Dann fallen für mich über zwei Stunden Fahrzeit weg, die ich zusätzlich zur Verfügung habe. Zeit für – ja, was denn eigentlich?

„Bühne frei!“

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich nichts lese, nichts mache, nichts höre, sondern nur denke – und sozusagen Löcher in die Luft starre. Verdaue. Verstoffwechsle. Wahrscheinlich etwas, das viele HSP kennen. Das kann ich wunderbar vorm Aufstehen, das verzögert alles so herrlich. Aber auch, wenn ich im Garten sitze oder auf dem Sofa liege. Ich SCHAUE. Wie sich das Sonnenlicht kaum merklich auf dem Fußboden weiterbewegt. Wie die Wolken am Himmel sich verändern. Oder beim Zugfahren! Die Landschaft, Felder, Wiesen, Wälder – alles zieht an mir vorbei.

Ja, ich bin ein visueller Mensch. Lange war mir das gar nicht bewusst, ich hielt es für normal:

  • ich gucke gerne
  • ich fotografiere gerne
  • ich merke mir Dinge, wenn ich sie notiere, aufgeschrieben habe, also sehe
  • ich lese gerne und löse so mein Kopfkino aus

Und ich kann stundenlang dastehen und Landschaft ansehen. Egal ob Berge, Meer Himmel oder Felder.

„Vorhang auf!“

Neben dem Verstoffwechseln von Erlebtem spielt ein anderer Aspekt eine Rolle: das Tagträumen, das Kopfkino. Meine Fantasie malt sich Geschichten in Büchern aus. Aber ich spiele auch Szenen des Alltags im Kopf durch. Unterhalte mich mit Leuten. Streite. Diskutiere. Nehme unterschiedliche Rollen ein. Denke mir Geschichten aus. Als Jugendliche begann ich, einen „Roman“ zu schreiben, den ich aber vorher erstmal durchspielen musste, bevor ich wusste, was ich aufschreiben sollte.

Das klingt ein bisschen so, als wenn Kinder „unsichtbare Freunde“ haben, mit denen sie spielen. Bei Kindern ist das normal. Als Erwachsene war ich froh, als ich irgendwann eine Katze hatte und damit eine gute Ausrede, nicht immer mit mir selber zu reden. („So Katze, jetzt müssen wir mal abwaschen!“)

„Gucken / hören wir was?“

Was ich tatsächlich auch mag, ist Musik. Dagegen sind Hörbücher, Podcasts oder Filme nur (zeitlich) bedingt etwas für mich. Vielleicht sind sie zu festgelegt. Die Hemmschwelle ist für mich hier viel höher, als ein Buch neu zu beginnen. Oder ich muss dann eine Pause machen und verdauen, weil mein Akustiksinn „voll“ ist.

„Verarbeiten bitte!“

Beides, das Verarbeiten und das Tagträumen, sind wichtig für mich. Zum Lüften des Gehirns und zum Auftanken. Das kann ich übrigens fast nur, wenn ich allein bin. Nur so entspannt mein Gehirn und schaltet so ab, dass dieser Ruhemodus eingelegt werden kann.

Danach geht es dann auch wieder auf zu neuen Abenteuern mit dem Mann, der Familie, mit Medienkonsum oder anderen Dingen. Der Cachespeicher ist sozusagen wieder leer!

Dies ist ein Beitrag zur Blogchallenge #10minBlog von Maren Martschenko, bei der inzwischen schon ganz viele andere mitmachen. Einfach mal nach dem Hashtag suchen!

Die Sehnsucht springt wie eine Katze

Sehnsucht | schokogiraffe.de

Du schleichst wie eine Katze durch den dunklen Garten. Leise und unbemerkt, aber mit intensiv-starrem Blick auf dein dem Betrachter unbekannten Ziel. Deine Pfoten berührten zwar den Boden, doch es scheint, als bewegst du sich wie die Katze in Zeitlupe, in einem anderen Tempo als ihre Umgebung. Irgendwann springst du los, um deine Beute zu machen.

Die Sehnsucht. Zuerst unbeachtet, nimmst du mich gefangen und schlingst deine Krakenarme um mich. Hälst mich dann, fesselst mich, verdunkelst mich gar. Nimmst mich ganz ein.

Was ist der Grund für dein Erscheinen, was willst du, Sehnsucht, mir sagen? Hälst du mir einen Spiegel vor, oder willst du mir ein Zeichen geben? Winks mit dem Zaunpfahl? Oder sind es nur meine Träume, die mich schmachten lassen?

Du stehst nun hier vor mir, mitten im Zimmer – und nimmst Raum ein. Viel Raum. Forderst, schreist, tobst gar. Versuchst es auch leise. Mit purer Präsenz. Mit lauter Musik. Mit leisem Säuseln, mit Sirren in meinem Ohr.

Ich gebe ein Stück nach, wie der maunzenden Katze vor dem Fressnapf. Ich klappe den Rechner auf, und meine Finger gleiten über die Tastatur, von dir geleitet, von dir diktiert. Ein kleines bisschen Text nur, nur Schreiben, Schreiben. Die Worte fließen aus mir, aus dir, und sind da.

Und es wird etwas ruhiger in mir.

 

 

 

Kleine Tränen am Meer

Meer | schokogiraffe.de

Kennst du das auch? Wenn ich das Meer sehe, muss ich erst einmal schlucken. Nämlich die Tränen runter. Das passiert ganz automatisch: Das Meer ist so groß und so weit und so schön.

So kitschig das klingen mag – für mich hat das Meer vor allem einen extrem großen Sehnsuchtsfaktor. Ich möchte am liebsten direkt am Meer wohnen. Ohne Sturmfluten oder so etwas natürlich. Und ich muss auch gar nicht schwimmen gehen oder im Boot fahren. Aber immer drauf schauen können – das hat für mich eine unglaublich beruhigende Wirkung.

Dann los

Da ich so oft davon träume, bin ich dann allerdings erst einmal überwältigt, wenn ich tatsächlich da bin. Wie heute: Ich fuhr nämlich ans Meer. Auszeit ist das Stichwort. Weg vom Job, vom Alltag, von zuhause. Den Kopf freipusten, etwas anderes sehen, hören, sprechen, denken. Und dann stand ich plötzlich auf der Fähre – und da war nur Wasser, Himmel (mit Sonne!) und Weite.

Überwältigend.

Jetzt bin ich angekommen. Und freue mich auf ein paar weitere Tage Meer. Ich habe vor, viel zu schreiben, zu malen und zu zeichnen. Und am Meer langzulaufen…

Hochsensibel im Kino

Kino 1 | schokogiraffe.de

Meist bin ich mit meiner Hochsensibilität ja im Einklang. An anderen Tagen erwischt sie mich aber eiskalt von hinten. Wir wollten nämlich ins Kino..

Schon länger geplant (also noch nicht mal spontan!) und sogar schon einmal verlegt. Ich wache an diesem Tag mit Kopfschmerzen auf. Gehe zum Sport. Alles ist soweit okay, allerdings gibt es da noch diesen Kinotermin.

Ich war noch nie eine ausgesprochene Cineastin. Und ich ging in den letzten Jahren immer seltener. Mir ist es zu unkontrolliert: Der Ton lässt sich nicht regulieren. Die Sitzposition ist festgeschrieben. Ich kann nicht auf ‚Pause‘ drücken, weil ich mir etwas zu trinken holen möchte.

Nun rückte also der Termin der Abfahrt näher. Noch eine halbe Stunde. Die Kopfschmerzen nehmen wieder zu. Ich stehe nervös im Wohnzimmer und merke: Das kann ich jetzt nicht die ganze Zeit machen. Ich beschließe mich noch ein paar Minuten ins Bett zu legen. Powernap. Vielleicht entspannt mich das.

Kino 3 | schokogiraffe.de

Das Gegenteil ist der Fall. Ich überlege, zu Hause zu bleiben. Die Vorstellung, was ich statt des Kinobesuchs alles machen könnte, überwältigt mich. Allein und in Ruhe auf dem Sofa sitzen. Etwas lesen. Stille genießen. Das Alternativprogramm winkt mit „Star Wars“, also eher lautem Kampfgetümmel, viel Werbung vorab – und Überlänge.

Als ich wieder aufstehe, merke ich: Es geht wirklich nicht. Von Emotionen geschüttelt, unter viel Zittern und Tränen berichte ich der Familie, dass sie ohne mich fahren sollen. Nein, ich bin nicht krank. Mir geht es nur nicht gut und ich habe Angst, ins Kino zu gehen.

Ich überlege, ob ich nicht gerade eine Angststörung entwickle. Aber es ist weder mit extremen Herzrasen verbunden, ich will nicht in die Notaufnahme und habe auch keine Angst zu sterben. Und auch nicht die „klassische“ (Platz-)Angst, im Kino eingesperrt zu sein. Ich will da einfach nicht hin.

Angst vor der Überflutung

Zu viele Reize von außen können HSP schnell überfordern„, schreibt Heike Thormann auf ihrem Blog, und gibt den Tipp: „Achten Sie auf Ihre diesbezügliche Empfindlichkeit. Watte im Ohr kann zum Beispiel Dolby-Surround-verwöhnte Action-Filme im Kino erträglicher machen.“

Das ist ein guter Tipp, allerdings hört sich „erträglicher machen“ eben nicht nach Genuss an, sondern nach „aushalten können“. Nichts, weswegen ich gerne ins Kino gehen würde. Sondern eher etwas, das meinen Fluchtreflex bzw. Vermeidungsstrategien weckt.

Kino 2 | schokogiraffe.de

Wenn man über Angststörungen spricht, ist die Rede davon, dass man sich den Ängsten stellen sollte. Hochsensible dagegen leben mit offenen Filtern und nehmen Reize von außen stärker wahr als andere. Geräusche, Bilder und auch Menschen oder Gefühle hinterlassen viel mehr Eindrücke und müssen verarbeitet werden. Eine Reizüberflutung ist vorprogrammiert – an manchen Tagen mehr als an anderen, weiß auch Blogger Uwe B. Werner.

Im Fall meines Kinobesuchs war’s wohl das Wissen darum, mich einer Reizüberflutung auszusetzen. Schon oft genug hatte ich das bei vorherigen Kinobesuchen erlebt. (Und selbst bei schönen oder ruhigen Filmen bewegt und verarbeitet mein Hirn das Gesehene ja noch tagelang weiter…!)

Gepflegt mal etwas sein lassen

Vielleicht hilft in solchen Situationen tatsächlich nur das Bauchgefühl. Oder auf sein eigenes Herz zu hören. Oder es ist eine Lektion, um zu lernen, auch mal nein zu sagen. Ich weiß jetzt, dass Kino einfach nicht mein Ding ist. Ein Leben ohne ist für mich möglich.

Sozialphobisch sollte man natürlich nicht werden. Aber da bin ich beruhigt: Im Jazzkonzert neulich war’s gut. Und auch im Theater. Beides kein Problem. Geht also.

 

Mein Rückzugsort: Die „Erdbeerstelle“

Kaffeehaus | schokogiraffe.de

Auf Schwedisch gibt einen wunderbaren Ausdruck: smultronställe. Das bedeutet wörtlich übersetzt „Erdbeerstelle“ – ein Ort, an dem schöne und viele Walderdbeeren wachsen. Und einer, den niemand anders kennt.

Das schwedische Wikipedia schreibt zu „smultronställe„:

Der Ausdruck „wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts benutzt, um einen Ort zu beschreiben, an den man gerne zurückkommt und der für andere nicht leicht zu finden ist. Ein „smultronställe“ ist ein Platz, an dem man sich wohlfühlt und sich entspannen kann; ein Ort, an den man sich zurückzieht, wenn man gestresst ist ist und viel zu tun hat. Beispiele können ein Café mit besonderem Stil sein, eine Lichtung im Wald oder ein Platz, nicht so gut bekannt, mit schöner Aussicht.“*

Ich finde diese Definition ganz zauberhaft! Weil er für mich das ausdrückt, was wahrscheinlich viele Hochsensible gut kennen: Den Wunsch, sich kurz mal an einen Ort zurückzuziehen, der eventuell nur für mich allein da ist, den keiner kennt, und an dem ich mich absolut wohl fühle. Gerne in der Natur – aber eben auch ein Café, in dem ich unbeobachtet bin, mich nicht unter Zeitdruck fühle („Wollen Sie noch etwas bestellen?!“), sondern meinen Gedanken nachhängen kann, lesen, zeichnen, schreiben.

„Herr Ober, a Melange bitte!“

Vor kurzer Zeit, im Urlaub, war ich an einem solchen Ort. Es war in Wien, und es war ein Kaffeehaus. Hier habe ich es vor ein paar Tagen schon einmal beschrieben.

Kaffeehaus | schokogiraffe.de

Nun gibt es in Wien ja bekanntlich viele Kaffeehäuser. Sie gehören sogar zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe und gelten als „Institution“. Viele Künstler, Literaten und Gelehrte betrachteten ihr Kaffeehaus als ihr Wohnzimmer. Davon zehren die Kaffeehäuser noch immer, Touristenströme schieben sich zur Tür hinein auf der Suche nach freien Plätzen.

Darunter leidet allerdings der eigentliche Charme. Denn das Kaffeehaus will kein Touri-Magnet sein, sondern ein gemütliches Café, Gasthaus, ein Wohnzimmer, Aufenthaltsort, ein Treffpunkt. Wo man eben nicht schnell einen Kaffee hinunterstürzt, sondern sich aufhält.

„Mein“ Kaffeehaus ist so eines: mit abgewetzten Polsterbänken, schmalen Holzstühlen eine Einrichtung, die aus den 1950er Jahren stammt. Die Ober tragen hier noch Anzug und Fliege. Natürlich stehen die Klassiker auf der Karte: vom Omlette über die Tagessuppe bis zum Apfelstrudel und der Sachertorte, von der Himbeerbrause zur Melange. Ein riesiger Tisch mit Tageszeitungen und Illustrierten. Lautes Telefonieren ist unerwünscht, es gibt keine Hintergrundmusik. Sondern die leisen Gespräche der anderen Gäste plätschern ebenso durch den Raum wie das leise Geschirrklappern. Es ist entspannt. Dass auch hier einst ein Literat seinen Stammplatz hatte, spielt keine große Rolle.

Mein Hochsensiblen-Ich ist beruhigt

Ich fühle mich wohl hier. Denn:

  • es gibt gemäßigt-viele Reize. Zu wenig wären für mich als Scanner nämlich auch langweilig. Aber es ist nicht „aufregend“ oder unkalkulierbar.
  • es ist ruhig genug
  • ich falle nicht auf, muss keinen Smalltalk machen und kann auch allein hier her kommen. Ich fühle mich unbeobachtet.
  • für Essen und Trinken ist gesorgt, es muss aber nichts Aufwändiges bestellt werden
  • die Atmosphäre ist distanziert-familiär. Stammgäste, so meine Beobachtung, gehören dazu und werden willkommen geheißen. Aber auch Fremde finden einen Platz.

Insgesamt ist es sehr unaufgeregt. Ich kann lesen, in Zeitungen schmökern, hole zwischenzeitlich mein Strickzeug oder mein Notizheft hervor.

Ich habe also meine smultroställe in Wien gefunden. Ideal für eine ausgedehnte Pause zwischen zwei Museen oder an einem grauen Regentag.

Inzwischen bin ich leider wieder zu Hause. Ich hätte auch hier gerne so ein Kaffeehaus. Ähnliches kenne ich hier nicht wirklich, auch wenn es schöne Cafés gibt. Vielleicht mache ich ja mal eine feine Entdeckung – oder eröffne eines Tages doch ein Hamburger Kaffeehaus…!?

 

* eigene Übersetzung

Gerüche, Geräusche, Getue?

Schreibtisch | schokogiraffe.de

Heute wurde im Büro geputzt: Die Reinigungsfachkraft wirbelte mit Lappen, Putzmittel, Staubsauger und Eimer, und ein „sauberer“ Duft breitete sich aus.

Sauber oder aufdringlich?

Die Kolleginnen vom Büro nebenan suchten kurz Unterschlupf bei mir, als bei ihnen gestaubsaugt wurde, und eine sagte: „Das stinkt so nach diesen Putzmitteln!“ Wir überlegten, ob es die Tenside oder die zugesetzten Duftstoffe sind, die da wahrnehmbar waren. Und ich dachte hinterher: Eigentlich stört mich der Geruch gar nicht. Für mich roch es sauber. Angenehm. Aber hee – ich dachte, ich bin so hochsensibel?!

Anderes Beispiel: Wenn ich abends noch ein paar Chips oder Gummibärchen essen möchte, muss ich – wenn es nach dem Gatten geht – die Tüten jeweils in einem anderen Zimmer öffnen. Er kann das Geknistere gar nicht ab und wird sofort nervös. Das verstehe ich zwar – mich stört das aber gar nicht. Moment mal: war ich nicht diejenige, die…?

Nicht voll, sondern nur halb?

Vielleicht bin ich ja „teil-hochsensibel“. Oder teilsensibel? 🙂 Sicher gibt es HSP keine klaren oder festgelegten Empfindlichkeiten. Auch der Test von Elaine Aron zeigt eine ganze Reihe von Empfindlichkeiten auf, die die einen mehr, die anderen weniger betreffen.

Mein Gatte findet es zum Beispiel super, morgens das Radio anzumachen, während er Frühstück macht. Mich nervt das sofort. Oder ein Beispiel aus dem Büro: Ich bin kolossal glücklich, einen eigenen Raum nutzen zu dürfen! Die Hintergrundgeräusche der Anderen würden mich kirre machen, egal ob Telefonate, Unterhaltungen oder das Klappern der Tastaturen.

Wie du mir, so ich dir

Ich reagiere also – natürlich – auch auf bestimmte Reize. Sonst hätte mich das Thema Hochsensibilität auch nicht so lange. Aber interessant finde ich die Beobachtung, dass andere eben auch auf Dinge reagieren, die mich nicht stören. Das macht mich einerseits glücklich: dass mich gar nicht alles stört. Und nachdenklich: wodurch ich eventuell andere nerve. Und: Vielleicht sind eben auch andere (hoch)sensibler, als ich es vermute!

Im Bezug auf die Chipstüten habe ich das gelernt und versuche daran zu denken, sie wirklich in einem anderen Raum zu öffnen. Damit’s nur dort knistert, aber sonst nicht knirscht… 😉

Hast du ähnliche Erfahungen gemacht?