Kleine Helfer: Kopfhörer

Kopfhörer | schokogiraffe.de

Morgens in der gut geheizten U-Bahn, obwohl noch Spätsommer ist. An meiner Station steigen nur wenige Fahrgäste ein, die Bahn ist noch leer. Doch schnell füllt sich der Zug.

Zwei Frauen setzen sich, eine gegenüber, eine neben mich. Die eine gegenüber nutzt Gehhilfen und trägt eine Beinschiene: so ein Ding, das man braucht, wenn man was mit dem Knie hatte. Glaube ich. Die Unterhaltung dreht sich, jubel, genau darum: Wie lange die Ärztin sie denn noch krank schreiben wird, und dass sie ja wieder zur Arbeit in den Kindergarten will, und dass das Laufen ja umständlich sei, aber es muss ja, und die Genesung, die dauere eben lange.

Ich zögere nicht lange und greife in meinen Rucksack. Kopfhörer und ipod raus, Musik an, Unterhaltung (fast) weg. Da die Damen recht laut reden, überlege ich sogar noch, mich wegzusetzen, aber die U-Bahn ist inzwischen recht voll, einige Leute stehen.

Gleiches Szenario, einen Tag später. Der laut ins Handy sprechende Mann erzählt, wie lange er noch krank geschrieben ist und dass seine Orthopädin ja zusätzlich noch einen Osteopaten empfohlen hätte, davon sei sie sehr überzeugt. Meine Reaktion: Musik!

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Immer dabei: Kopfhörer!

Mich nerven solche Gespräche ungemein. Schon in meiner Kindheit in meiner (Arzt-)Familie litt ich unter den ständigen Krankheitsgesprächen am Kaffeetisch.

Die Reaktion in der U-Bahn bei mir ist heute jedenfalls immer die gleiche: Kopfhörer in die Ohren und Musik an! Ein Paar dieser kleinen Alltagshelfer ist immer in meinem Handgepäck. Das nehme ich auch nicht heraus, sondern nutze zu Hause andere Kopfhörer. So vergesse ich im Zweifelsfalle auch morgens nicht, sie einzupacken.

In meiner Musikdatenbank befinden sich inzwischen viele viele Titel, und ich kann nach Geschmack aussuchen, was mich denn an diesem Tag motiviert, entspannt oder ablenkt. Mal etwas Ruhiges, mal etwas Schnelles.

Übrigens können das natürlich auch Hörbücher sein, Allerdings finde es ich persönlich schwieriger, damit andere Gespräche zu überlagern.

Ist das eigentlich HSP-untypisch, weil unempathisch? Ich finde: Mein äußerliches Wohlbefinden geht vor, und ich möchte selber bestimmen, welche Gespräche ich hören möchte – und welche eben auch nicht!

Was sind eure Erfahrungen, stören euch Gespräche in der Bahn? Oder könnt ihr euch mit einem Buch oder aus-dem-Fenster-schauen ablenken?

 

 

 

Inga
Das Thema Hochsensibilität beschäftigt mich seit Jahren. 2016 rief ich deshalb das Blog "schokogiraffe.de" ins Leben. Ich bin außerdem Social-Media-Managerin, evangelische Theologin und Buchhändlerin.

2 Kommentare

  1. Ich kann dir da nur zustimmen, Musik nimmt mich mit und lässt vieles hinter mir. Das rührt mich zwar auch oft an so dass mir die Tränen laufen aber es blendet doch einiges aus. Ich bin gerade neu im Thema HSP. Ein sehr packendes Thema. Es ist doch sehr schade dass sich so wenig Leute damit befassen und es für die Gesellschaft noch so gar kein Thema zu sein scheint.

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