Es ist heiß, der Tag ist lang und hat 24 Stunden. Manche Tage scheinen viel länger zu sein als andere – zum Beispiel, wenn ich im Homeoffice arbeite. Dann fallen für mich über zwei Stunden Fahrzeit weg, die ich zusätzlich zur Verfügung habe. Zeit für – ja, was denn eigentlich?
„Bühne frei!“
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich nichts lese, nichts mache, nichts höre, sondern nur denke – und sozusagen Löcher in die Luft starre. Verdaue. Verstoffwechsle. Wahrscheinlich etwas, das viele HSP kennen. Das kann ich wunderbar vorm Aufstehen, das verzögert alles so herrlich. Aber auch, wenn ich im Garten sitze oder auf dem Sofa liege. Ich SCHAUE. Wie sich das Sonnenlicht kaum merklich auf dem Fußboden weiterbewegt. Wie die Wolken am Himmel sich verändern. Oder beim Zugfahren! Die Landschaft, Felder, Wiesen, Wälder – alles zieht an mir vorbei.
Ja, ich bin ein visueller Mensch. Lange war mir das gar nicht bewusst, ich hielt es für normal:
- ich gucke gerne
- ich fotografiere gerne
- ich merke mir Dinge, wenn ich sie notiere, aufgeschrieben habe, also sehe
- ich lese gerne und löse so mein Kopfkino aus
Und ich kann stundenlang dastehen und Landschaft ansehen. Egal ob Berge, Meer Himmel oder Felder.
„Vorhang auf!“
Neben dem Verstoffwechseln von Erlebtem spielt ein anderer Aspekt eine Rolle: das Tagträumen, das Kopfkino. Meine Fantasie malt sich Geschichten in Büchern aus. Aber ich spiele auch Szenen des Alltags im Kopf durch. Unterhalte mich mit Leuten. Streite. Diskutiere. Nehme unterschiedliche Rollen ein. Denke mir Geschichten aus. Als Jugendliche begann ich, einen „Roman“ zu schreiben, den ich aber vorher erstmal durchspielen musste, bevor ich wusste, was ich aufschreiben sollte.
Das klingt ein bisschen so, als wenn Kinder „unsichtbare Freunde“ haben, mit denen sie spielen. Bei Kindern ist das normal. Als Erwachsene war ich froh, als ich irgendwann eine Katze hatte und damit eine gute Ausrede, nicht immer mit mir selber zu reden. („So Katze, jetzt müssen wir mal abwaschen!“)
„Gucken / hören wir was?“
Was ich tatsächlich auch mag, ist Musik. Dagegen sind Hörbücher, Podcasts oder Filme nur (zeitlich) bedingt etwas für mich. Vielleicht sind sie zu festgelegt. Die Hemmschwelle ist für mich hier viel höher, als ein Buch neu zu beginnen. Oder ich muss dann eine Pause machen und verdauen, weil mein Akustiksinn „voll“ ist.
„Verarbeiten bitte!“
Beides, das Verarbeiten und das Tagträumen, sind wichtig für mich. Zum Lüften des Gehirns und zum Auftanken. Das kann ich übrigens fast nur, wenn ich allein bin. Nur so entspannt mein Gehirn und schaltet so ab, dass dieser Ruhemodus eingelegt werden kann.
Danach geht es dann auch wieder auf zu neuen Abenteuern mit dem Mann, der Familie, mit Medienkonsum oder anderen Dingen. Der Cachespeicher ist sozusagen wieder leer!
Dies ist ein Beitrag zur Blogchallenge #10minBlog von Maren Martschenko, bei der inzwischen schon ganz viele andere mitmachen. Einfach mal nach dem Hashtag suchen!